Gedanken zum Geburtstag – Was ich im letzten Jahr gelernt habe
Heute ist mein Geburtstag und ich freue mich ehrlich gesagt sehr über das Älter werden! Jedes Jahr mehr Lebenserfahrung sorgt dafür, dass ich mehr zu mir selbst finde, zu den Dingen, die gut und wichtig für mich sind. Jetzt, mit 29, habe ich so langsam endlich das Gefühl zu wissen, wer ich bin, was ich vom Leben erwarte und mir wünsche. Ich renne nicht mehr jedem Trend hinterher, versuche nicht mehr, es allen Recht zu machen sondern mehr auf die Dinge zu achten, die mir gut tun! Ich habe extrem viel gelernt – über mich, meine Beziehungen und meine Seele – habe mich mit ganz neuen Themen beschäftigt und Dinge getan, die mich hoffentlich ein Stück weit zu einem besseren Menschen machen.
Wer mich kennt weiß, wie furchtbar perfektionistisch ich sein kann und das ist nicht nur für meine Mitmenschen manchmal sehr anstrengen (ein großes Sorry an dieser Stelle an meinen Freund, der meinen Perfektionismus jeden Tag abbekommt!), sondern auch für mich. Dieser Beitrag ist nicht nur ein Rückblick auf das letzte Jahr, sondern auch sehr sehr persönlich für mich. Denn das letzte Jahr war alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen… es gab definitiv mehr Tiefen als Höhen. Manchmal fühlte ich mich, als würde ich vor einem riesigen Abgrund stehen und keiner könnte mich zurückziehen. Kennt ihr dieses Gefühl? Wenn das Leben einen Überwältigt und man nicht weiß, wo Oben und Unten ist? Diese Momente gab es mehrfach im letzten Jahr. Auch wenn sie nicht schön sind, ist es gut, dass es sie gab. Denn Sie machen mich stärker!

Nun tue ich etwas sehr untypisches für mich und erzähle hier sehr persönlich, was mich im letzten Jahr beschäftigt hat und womit ich zu Kämpfen hatte. Zum einen bin ich im letzten Jahr mit meinem Freund zusammengezogen. Eine ganz neue Erfahrung für mich, da ich bisher nur alleine oder in WGs gewohnt habe. Sich so sehr auf einen anderen Menschen einzulassen, die schönsten und schlimmsten Momente und Seiten mit ihm zu teilen, verlangt mir extrem viel ab. Auch nach einem Jahr noch. Ich bin jemand, der gerne alle Stricke in der Hand hält und der sich für alles verantwortlich fühlt. Die Stricke aber mal abzugeben und sich einfach treiben zu lassen, Hilfe anzunehmen und nicht alles organisieren oder managen zu wollen, fällt mir unglaublich schwer.
Es gab aber noch weitere große Veränderungen im letzten Jahr. Meinen Blog Apple and Ginger hatte ich 2017 ja gestartet, weil mir die Kreativität im Leben fehlte und ich einen Ausgleich zu meinem Anspruchsvollem Job brauchte. Als mein Kollege und langjähriger Freund Anfang letzten Jahres erst lange krank war und dann kündigte, hatte ich auf einmal viel mehr Aufgaben und Verantwortungen in meinem Job. Als alter Perfektionist wollte ich natürlich allen Anforderungen gerecht werden und überarbeitete mich heillos. Zusätzlich zu meinem 40 Stunden Job, meinem Blog, der auf einmal immer erfolgreicher wurde und die ersten Kundenanfragen- und Aufträge einbrachte, entschied ich mich im letzten August außerdem dafür, meinem Herzen zu folgen und die Ausbildung zur Ayurveda Ernährungs- und Gesundheitsberaterin anzufangen.
Es folgte unweigerlich die totale Überforderung, die ich viel zu spät realisierte… ein beinahe Nervenzusammenbruch, Schlafstörungen, ein Tinnitus und chronische Kopfschmerzen waren die unschönen Folgen. Mein Körper schrie mich förmlich an, Pause zu machen. Aber ich hörte nicht, machte weiter, opferte immer mehr meiner Freizeit und alles wurde nur schlimmer. Anfang dieses Jahres ging es mir so schlecht, dass ich nicht mehr oft für irgendetwas zu motivieren war. Ich sagte fast alle Verabredungen mit Freunden ab, verkroch mich zu Hause und flüchtete mich in Serien und Filme.

Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr so weiter machen wollte und auf Drängen meines Freundes und meiner Familie ging ich zu verschiedenen Ärzten – die mir nicht helfen konnten – und landete am Ende beim Ayurveda Heilpraktiker. Der machte mir sehr sehr deutlich, wie es um meine Gesundheit stand und gab mir viele tolle Tipps, wie ich besser mit meinem ganzen Stress umgehen konnte. Ich intensiviere meine Meditationspraxis wieder, mache energiespendende Atemübungen und nehme verschiedene Kräuter zu mir. Ich versuche, mehr Spiritualität in mein Leben zu lassen, um mich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Auch der Fernseher bleibt bei uns seit Wochen fast immer aus, besonders Abends. Denn damit lenkt man sich nur von seinen Problemen ab und der Geist kann nicht zur Ruhe kommen. Auch wenn es mir langsam besser geht und ich versuche, nicht mehr alles perfekt machen zu wollen, habe ich noch einen langen Weg vor mir.
Ich schreibe das hier nicht, um euer Mitleid oder ähnliches zu bekommen. Ich bin was persönliches angeht, sehr zurückhaltend und habe hier selten viele Einblicke in mein (Seelen)Leben gegeben. Aber ihr sollt wissen, dass hinter den perfekten Social Media Fassaden nicht alles rosarot ist. Ich habe wie jeder Mensch gute und schlechte Tage. Im letzten Jahr waren es leider mehr schlechte, aber trotzdem bin ich für jeden einzelnen dankbar. Ich habe mit meiner Ausbildung den Schritt in eine neue, ungewisse und unbekannte Zukunft gewagt. Bin aus meiner Komfortzone raus gekommen und merke mit jedem Tag mehr, dass es genau das ist, was ich in meinem Leben tun möchte.
Ayurveda gibt mir so viel, lässt mich die Welt mit anderen Augen sehen. Denn es betrachtet den Menschen als Einheit von Body, Mind & Soul. Genau das habe ich im letzten Jahr auf schmerzhafte Weise lernen müssen: der Körper kann nicht gesund sein, wenn es der Geist nicht ist. Aber das Wissen, dass wir alle eine Seele haben, die nicht krank werden kann, die uns Energie- und Glück geben kann wenn wir wieder lernen, im Einklang mit uns und der Umwelt zu leben (im Ayurveda werden Seele und Geist getrennt von einander betrachtet), hilft mir unglaublich dabei, positiv und optimistisch in die Zukunft zu sehen!
Das hat mir auch deutlich gemacht, was mein Sinn, meine Aufgabe im Leben ist: mich in erster Linie um mich selbst zu kümmer und erst dann anderen Menschen zu helfen, im Gleichgewicht zu leben. Körperlich und Geistig. Ein Schlüssel dafür ist die Ernährung, aber es geht noch weit darüber hinaus. Darum war es mir so wichtig, meine Erfahrungen mit euch zu teilen, um vielleicht dem einen oder anderen von euch, der gerade eine Schwere Zeit durchmacht, Hoffnung zu spenden.
Deine Jana!
Danke für´s Teilen deiner Erfahrungen. Das ist soo sooo wichtig und sooo, sooo „normal“.. Und es nicht zu teilen, sondern Fassaden aufzubauen, vertieft nur das Gefühl, irgendwas stimme nicht mit Einem, weil doch „alle“ es auch hinkriegen.
Ich wünsche dir alles, alles Liebe für deinen weiteren Weg und dass du milde bist mit dir im dabei.
Von Herzen, Yvonne
Liebe Yvonne,
das ist aber sehr sehr lieb von dir! Genau darum ging es mir mit diesem Beitrag, zu zeigen, dass es jedem mal schlecht geht und nicht alles was von außen vielleicht toll aussieht, auch innerlich toll ist.
Liebe Grüße
Jana