So gesund ist Ghee – Tipps zum selber machen
Wenn ihr anfangt euch mit Ayurveda zu beschäftigen, kommt ihr an einer Sache nicht vorbei: Ghee! Bei uns besser als geklärte Butter bekannt, ist Ghee sowohl in der Ayurveda Küche als auch in der Therapie unverzichtbar. Es wird als Rasāyana angesehen. Rasāyana ist ein Begriff aus dem Sanskrit welcher ungefähr übersetzt werden kann als „Pfad der Essenz“. Rasāyana bezeichnet im Ayurveda Lebensmittel, die verjüngende und Lebensverlängernde Eigenschaften besitzen.
Ghee hat im Ayurveda sehr viele Einsatzmöglichkeiten: es kann innerlich, äußerlich und als Medizin verwendet werden. Dabei ist Ghee aber nicht mit unserem deutschen Butterschmalz zu verwechseln. Die Herstellungsweise von Ghee unterscheidet sich grundlegend von Butterschmalz und ist viel schonender, so dass die ganzen wichtigen Eigenschaften und Nährstoffe enthalten bleiben. Bei der Ghee-Herstellung wird Butter im Siedeverfahren schonend gekocht, wobei sich Kohlenhydrate (Lactose und Galactose) und Eiweiße vom Fett trennen und abgeseiht werden. Dadurch bleibt am Ende das reine Butterfett übrig, welches auch von Menschen mit Laktoseintoleranz verzehrt werden kann.
Bei der Herstellung von Butterschmalz wird die Butter bei einer Temperatur von bis zu 60 Grad geschmolzen und dann zentrifugiert, wobei sich Wasser, Milchzucker und Eiweiße voneinander trennen. Am Ende wird das Restwasser verdampft.
Ghee als Nahrungsmittel
Ghee sollte laut Ayurveda täglich verzehrt werden. Ein gesunder Mensch kann bis zu 40 ml Ghee am Tag zu sich nehmen! Viele von euch denken jetzt sicherlich: Oh mein Gott! Das ganze Cholesterin! Fakt ist aber, dass unser Körper Fett braucht, um Vitamine und Nährstoffe aus der Nahrung aufzuspalten und zu verwerten, und um unseren Hormonhaushalt im Gleichgewicht zu halten. Auch unsere Zellen, Haut und Haare freuen sich über gesunde Fette. Vata und Pitta Konstitutionen können also bedenkenlos eine gewisse Menge an Ghee zu sich nehmen. Kapha Konstitutionen oder Übergewichtige Menschen sollten sich jedoch mit Ghee etwas zurückhalten, da es Kapha-erhöhend ist.
Was macht Ghee so gesund? Dafür muss man die verschiedenen Kategorien von Fetten kennen: ungesättigte und gesättigte Fette.
- Gesättigte Fette werden unterteilt in kurzkettige und langkettige Fettsäuren.
- Langkettige Fettsäuren (meist tierischer Herkunft) kann der Körper nicht komplett verstoffwechseln, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Kurzkettige Fettsäuren können auf der anderen Seite besser verstoffwechselt werden, so dass Sie Energie freisetzen.
- Ungesättigte Fettsäuren werden unterteilt in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
- Einfach ungesättigte Fettsäuren kennen wir z.B. aus Olivenöl oder Rapsöl. Zu den mehrfach ungesättigte Fettsäuren gehören die Omega-3-Fettsäuren (z.B. Leinöl) und die Omega-6-Fettsäuren (z.B. Distelöl, Traubenkernöl).
Im Gegensatz zu Pflanzenölen besteht Ghee hauptsächlich aus kurzkettigen, gesättigten Fettsäuren. 100g Ghee enthalten ca. 63 g gesättigte (kurzkettige) Fettsäuren, ca. 27g einfach ungesättigte Fettsäuren und 2,3 g mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Unser Körper braucht sowohl gesättigte als auch ungesättigte Fettsäuren. Durch diese Zusammensetzung im Ghee kann unser Körper 96% davon absorbieren, welches die höchste Absorptionsrate bei Ölen und Fetten ist. Es ist also besser verdaulich als andere Fette und Öle.
Ghee kann im Gegensatz zu den meisten Pflanzenölen auch wunderbar zum Kochen verwendet werden, da man es sehr heiß erhitzen kann und es keinen Eigengeschmack hinterlässt.
Eigenschaften und Wirkung von Ghee
Laut der Charak Samhita (älteste und bekannteste Ayurveda Schrift) hat Ghee sattvische Eigenschaften (Reine Nahrung für den Geist) und den höchsten Anteil an Ojas (Ojas sind das feinste und reinste Produkt der Verdauung und werden auch als „Lebensessenz“ bezeichnet).
- Es hält unsere Körperkanäle (Srotas) sauber, da es selbst die feinsten Zellschichten durchdringt und somit entgiftend, reinigend, regenerierend und verjüngend wirkt.
- Ghee stärkt unser Immunsystem, fördert ein gesundes Agni (Verdauungsfeuer) und verbessert das Gedächtnis
- Es unterstützt die Zellerneuerung und erleichtert die Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien aus der Nahrung
- Ghee enthält selbst viele Vitamine und Mineralien, wie Vitamin A, E, D und K, Natrium, Kalzium, Magnesium, Eisen, uvm.
- Ghee kann Schadstoffe binden, die dann mit Hilfe von Ausleitungsverfahren (Panchakarma-Therapie) aus dem Körper geleitet werden
- Es hilft innerlich und äußerlich bei trockener Haut
Ihr seht, es gibt sehr viele Gründe die dafür sprechen, Ghee in den täglichen Speiseplan zu integrieren! Ghee wird aber auch gezielt bei der Behandlung von Krankheiten eingesetzt.
Ghee in der Ayurveda Therapie
In der medizinischen Praxis wird Ghee oft zusammen mit Kräutern verwendet, da es die Wirkstoffe aus Heilpflanzen in die dafür vorgesehenen Zellen und Gewebe transportiert. Ghee wird unter anderen bei der Therapie folgender Erkrankungen und Beschwerden verwendet:
- bei neuropsychatrischen Beschwerden: Ghee kann den Intellekt und das Gedächtnis stärken
- Es hilft, die Verdauungskraft, das Immunsystem und die Sehstärke zu verbessern
- Ghee wird eingesetzt bei Auszehrung, Schwächezuständen, Vergiftungserscheinungen und durch Vata, Pitta oder Kapha verursachten Geisteskrankheiten
- In der Schwangerschaft und Stillzeit kann es bei Koliken eingesetzt werden
Wird Ghee 10 – 100 Jahre gelagert wirkt es besonders gut bei chronischen Erkrankungen wie: Asthma, Hauterkrankungen, Ödemen, Schmerzen, Fieber, Geschwüren, Verstopfungen etc.
Außerdem kann es bei äußerlicher Anwendung gegen Verbrennungen und zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Üblich ist auch die äußerliche Behandlung von Augenerkrankungen in Form vom Augenbädern mit Ghee: zum Beispiel bei trockenen Augen, Netzhauterkrankungen, Sehstörungen durch giftige Substanzen oder degenerativen Erkrankungen des Sehnervs, uvm.
Ghee gehört somit zu den wichtigsten Nahrungsmitteln im Ayurveda, sowohl für die tägliche Ernährung als auch für die medizinische Praxis. Und das Beste ist, ihr könnt euch euer Ghee ganz einfach selber herstellen! Ich benutze es vor allem zum Kochen und massiere mir damit abends auch gerne die Füße, da dadurch Stress abgebaut wird und man besser schlafen kann.
Ghee
glutenfrei, laktosefrei, zuckerfrei
Zutaten
- 2-3 Päckchen Bio-Butter am besten Sauerrahm Butter
Anleitungen
Gebt die Butter in einen Topf und lasst sie bei mittlerer Hitze schmelzen. Sobald die Butter kocht, dreht ihr die Temperatur auf die niedrigste Stufe und lasst die Butter 40-60 Minuten leicht köcheln. Auf der Oberfläche wird sich das Eiweiß in Form von weißem Schaum absetzen. Nicht umrühren! Das Ghee ist fertig, wenn es "leise" wird, also beim Kochen keine spritzenden Geräusche mehr macht. Meistens bildet sich zu diesem Zeitpunkt eine leichte braune Kruste.
In der Zwischenzeit kocht ihr ein großes Einmachglas oder mehrere kleine Gläser mit Wasser aus und lasst sie abtropfen. Nehmt euch eine Kanne oder einen Messbecher und legt darauf ein Sieb, welches ihr mit 1 Blatt Küchenrolle oder einem nassen Geschirrtuch auslegt.
Gießt nun die gekochte Butter langsam durch das Sieb. Die Milcheiweiße werden im Küchenpapier hängen bleiben. Gießt das Ghee nun in eure Gläser und verschließt diese vorsichtig. Lasst das Ghee ganz abkühlen, bevor ihr es in den Vorratsschrank stellt.
Rezept-Anmerkungen
Ihr Braucht:
- 1 Topf
- 1 Messbecher / Kanne
- 1 Sieb
- Küchenrolle
- Einmachgläser (5ooml)
Das Ghee hält sich mehrere Monate ohne Kühlung. Ich bewahre mein Ghee im Vorratsschrank auf, da es im Kühlschrank schnell schimmeln kann.
Hallo Guten Tag,
Ich bin fasziniert wieviel Mühe Sie in Ihre Seite stecken. Vielen Dank für Ihre Informationen. Ich habe einige Fragen:
Ich folge auch den berühmten ayurvedischen Arzt Dr.Naram, Sie kennen Ihn vielleicht von YouTube. Er empfiehlt Ghee aus Sauerrahmbutter über 8-12 Stunden für medizinische Zwecke zuzubereiten, natürlich über kleiner Hitze, was ist nun zu befolgen? Eine 2.Frage: Ghee ist haltbar, über 10 Jahre , wie es in Ihrem Bericht heisst. Es muss nicht in einem Kühlschrank aufbewahrt werden, und schimmelt auch nicht. Ich bin in Indien fast 10 Jahre meines Lebens gewesen, ich habe noch nie geschimmeltes Ghee gesehen, und noch nie aus einem Kühlschrank. Ghee kennt man seit tausenden von Jahren, und damals gab es noch keine Kühlschränke, besonders nicht in Indien. Man muss es nicht wie Marmelade behandeln. Ich bewundere Ihre Seite dennoch, und hätte nur gerne Klarheit. Vielen Dank über das Wissen um Butaris und Co…warum ist zentrifugieren schlecht ? Wenn Wasser verdampft wird, bedeutet es, daß es durch hohe Hitze verdampft, oder lange Garzeit, oder ?
Liebe Arati,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich versuche, deine Fragen so gut es geht zu beantworten!
1. Ob man Süß- oder Sauerrahmbutter verwenden soll, weiß ich leider nicht. Dazu konnte ich auch bei einer kurzen Recherche nichts finden und auch meine Ausbilderin hat keine Empfehlung ausgesprochen. Man sollte aber schon auf Bioqualität achten, damit man die bestmögliche Qualität bekommt. So kann Ghee als Rasayana besser wirken. Medizinierte Ghees – also mit Kräutern angereichte Ghees für die medizinische Therapie haben ganz andere Rezepte, die ich leider (noch) nicht kenne. Für die tägliche Verwendung von Ghee zum Kochen reichen 40 Minuten Kochzeit vollkommen aus.
2. Ja, Ghee ist sehr lange haltbar auch ohne Kühlschrank. Ich sterilisiere meine Gläser trotzdem gerne, um auf Nummer sicher zu gehen. Im Kühlschrank kann es durch die Feuchtigkeit schon dazu kommen, dass das Ghee schneller schimmelt. Mir ist das leider schon 2 Mal passiert. Die Herstellung von Butterschmalz durch Zentrifugieren ist nicht per se schlechter als die Herstellung von Ghee. Jedoch ist die Herstellung von Butterschmalz ein industrieller Prozess und die dafür verwendeten Zutaten sind in den meisten Fällen leider nicht die Beste Qualität, die man bekommen kann. Darüber hinaus schmeckt Ghee durch die schonendere Herstellung auch besser.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten!
Liebe Grüße
Jana